Wer blühende Bergwiesen liebt, sollte sich jetzt im Juni auf den Weg machen. Zahllose Wiesenblumen säumen aktuell die Wanderwege am Jenner. Eine schöne Tour auf gut ausgeschilderten Wegen führt von der Mittelstation über den Königsweg und vorbei am Schneibsteinhaus bis zur Bergstation. Die ersten 600 Höhenmeter überwindet man am besten mit der Jennerbahn und steigt an der Mittelstation aus. Ab hier führt der relativ flache Königsweg mit herrlichen Aussichten hinein in den Nationalpark und vorbei an Almen, auf denen die Kühe friedlich weiden. Zu Beginn der Tour queren wir die Skipiste, die jetzt eine blühende Frühsommerwiese ist. Vorbei am Beckhaus geht es Richtung Königsbachalm.
An schattigen Hängen und im Bergwald wächst der filigrane Farn in großen Büscheln, an sonnigen Plätzchen hat sich die wilde Minze breit gemacht. Nach einigen Regentagen, dem sogenannten Rückseitenwetter, ist die Sicht im Gebirge besonders klar und die Wolkenbildung schafft eine wunderschöne Stimmung. Vorbei an der bewirtschafteten Wasserfallalm gehen wir Richtung Königsbachalm. Die freiweidenden Kühe haben es sich auf dem Wanderweg bequem gemacht und nehmen unseren Umweg ungerührt in Kauf.
An der nächsten Weggabelung lassen wir Königsbach- und Büchsenalm rechts liegen und gehen weiter in Richtung Jenner Bergstation. Die Zeitangabe mit 2 ¼ Stunden ab hier ist gut zu schaffen, die Wege sind befestigt und weisen bis auf Steigungen keine besonderen Schwierigkeiten auf. Mit jedem Höhenmeter treffen wir auf Frühlingsblüher wie Vergissmeinnicht, Kuckucksblume und Storchenschnabel, die im Tal längst verblüht sind. Büschel von Berg-Flockenblumen rahmen den Wanderweg dekorativ ein. Wir sind auf diesem Wegstück lange allein unterwegs, denn die meisten Besucher biegen zur Königsbachalm ab oder fahren auf den Berg und gehen dann zu Fuß hinunter. Ich persönlich bevorzuge den Aufstieg: der ist zwar anstrengender, aber ich nehme mir mehr Zeit für Aussichts-Pausen und schone meine Knie. Vorbei am „blauen Kastl“, einem Marterl in Erinnerung an einen Verstorbenen, geht es weiter Richtung Jennerbahn Bergstation, unser heutiges Ziel. Den direkten Aufstieg über den „Blitzweg“ lassen wir links liegen und wählen die längere aber dafür flachere Schleife Richtung Schneibsteinhaus. Der Hafnerkaser unterhalb des Schneibsteinhauses liegt direkt am Wanderweg und lockt mit Kas- und Speckbrot. An der letzten Kehre begrüßen uns blau-gelbe Wiesen von Frühlingsenzian – hier Schusternagel genannt – und Trollblumen. Die letzten Höhenmeter geht es steil hinauf zur Bergstation – geschafft! In der Jenneralm belohnen wir uns mit einer Portion Nudeln mit den ersten frischen Pfifferlingen, bevor wir – knieschonend und glücklich – mit der Bahn zurück ins Tal schweben.
Tipp: Aufmerksame Wanderer können an den Hängen entlang des Königswegs oft Murmeltiere beobachten. Unüberhörbar ist der laute Warnpfiff bei Gefahr.